Der Flüchtlingsstrom … eine Tatsache! … man muss es halt selbst einmal gesehen haben ….

11. September 2015 Jelica Allgemein

Die Fahrt nach Ungarn, um die vielen Sachspenden zu Marika zu bringen, beinhaltete auch eine nahe Konfrontation mit dem derzeitigen Flüchtlingsstrom nach Europa!

nach Ungarn

Auf der Hintour gab es eine kleine Gruppe, vielleicht eine Familie, ich konnte eine junge Frau dabei sehen, die sich an der Grenze zu Österreich aufhielten! Es war schon dunkel, so um die 20.00 Uhr und ich suchte nur einen geeigneten Stellplatz für die Nacht, da ich nicht durch Ungarn in der Nacht fahren wollte, ich kannte mich da schließlich überhaupt nicht aus. Die zweite Gruppe dann, alles wohl junge Männer an einer Tankstelle, auch im Grenzbereich im strömenden Regen. Da fragt man sich, wo bleiben die denn jetzt über Nacht? Laufen die weiter, wohin denn, kein Ort weit und breit, der nächste in Österreich ist Nickelsdorf.

Am anderen Morgen ging es weiter, völlig ohne Probleme bis zu Marika nach Hódmezővásárhely! Dort angekommen, war es Mittag. Durch Budapest ging es ohne Probleme, keinerlei Stau, nichts, auf der gegenüberliegenden Seite sah ich dann in Richtung Budapest eine kleine Gruppe von 5 oder 6 jungen Männern, die an der Autobahn entlang liefen, wohl auch Flüchtlinge, hager alle, alle einen schwarzen Rucksack auf dem Rücken…….!

Am Abend des 4. September dann startete die Rückfahrt gegen 18.00 Uhr am Abend. Alles lief glatt bis kurz vor Budapest, dort gab es einen großen Stau…….ein LKW lag irgendwann zerfetzt rechts im Graben, danach ging es dann einige Kilometer zügig weiter. Dann kam die Stadtautobahn Budapest, alles lief gut, alles ziemlich leer, war so gegen 21.00 Uhr schätze ich mal. Dann kam die Abzweigung Richtung Österreich, über Györ geht die Autobahn dahin, viele Abfahrten in Budapest in alle Richtungen, diese aber war plötzlich dicht! Alle Spuren voll, weit hinten konnte man Blaulichter sehen, die sich aber nach einer Zeit auch weiter bewegten. Dann kamen von hinten neue Blaulichter, wie üblich, kamen sie kaum voran durch die Autofahrer, die alles blockieren, schon gar keine Gasse lassen!

Damit klar ist, ich selbst fuhr zu dem Zeitpunkt links, wollte ja die Autobahn verlassen und auf die Autobahn nach Györ, ich fuhr aber äußerst links, fast an der Leitplanke, meine Gedanken sind dann immer bei einer Gasse, schon erst recht, wenn Blaulicht und Sirene von hinten kommen!  Fast an jeder Brücke steht „Gasse lassen“ !!!!! kann mir jemand von denen, die es nicht tun, einmal sagen, warum sie es nicht tun?  Aber na ja, lassen wir das……..! Im Schritttempo ging es vorwärts, mal mehr, mal weniger. Es war sehr anstrengend, weil man ständig den Fuß auf dem Pedal haben musste! In 4 Stunden kam ich 10 km vorwärts! Natürlich war mir klar, dass es wohl mit den Flüchtlingen zu tun haben könnte, aber auch Unfälle waren nicht ausgeschlossen. Aber dann sah man von weitem ganz viele Blaulichter vorne, wo es scheinbar ein wenig bergauf ging, nur langsam kamen wir dort näher ran, wir Autofahrer, dann aber war klar, es ging um die Flüchtlinge. Vorher schon kam wieder Sirene und Blaulicht von hinten, scheinbar Motorräder dabei, einer hielt noch an, rechts auf dem Standstreifen, auf dem ständig viele Autofahrer fuhren, vorbei an uns wartenden, aber irgendwann standen sie doch wieder mit uns an. Diese Motorräder führten eine Reihe von Bussen an den Wartenden vorbei!  Aber sie blockierten ständig die Polizei dadurch, einer stieg also auch noch ab und raunzte eine Autofahrerin an, sie möge doch endlich links reinfahren, was sie weitere Minuten nicht tat!

Dann war ich so weit vorne, dass ich mir ein Bild machen konnte, obwohl ich jetzt natürlich Gas geben musste, weil der Weg frei war. Ich sah aber doch die Hunderten von Flüchtlingen,  Frauen mit Kinderwagen sah ich, Männer und Kinder, alle waren dort auf einen Rastplatz wohl von der Polizei geleitet, dort sollten sie wohl in die bereitstehenden Busse steigen.

Flüchtlinge Autobahn Ungarn am 04. September 2015. (c) Joachim Seidler

Jetzt galt es aber erst, Gas zu geben, um voran zu kommen. Geplant war eigentlich spätestens an der Grenze eine Rast mit Schlaf. Aber ich fuhr dennoch erst mal weiter, zunächst auch bis Wien. Durch die Stadtautobahn Wien durch und noch ein wenig weiter.

Gegen Morgen um 8.00 Uhr kamen dann die Nachrichten! Diese Busse, die ich dort gesehen hatte in Budapest, es waren weit über 100 Busse, hatten die Flüchtlinge von dort bis zur ungarischen Grenze gebracht, dort aussteigen lassen und hier liefen die Menschen dann wieder wie gehabt an der Autobahn entlang bis zu dem Grenzort Nickelsdorf, dort gibt es wohl einen Bahnhof. Man konnte sie nicht weiter als bis zur Grenze bringen, es gibt ein Gesetz in Ungarn, wer Menschen über die Grenze bringt, macht sich strafbar! So musste man sie vor der Grenze auch rauslassen. Man machte von österreichischer Seite die Grenze dicht, damit die Flüchtlinge auf der Fahrbahn nicht gefährdet sind. Ob der Flüchtlingsmenge konnte ich mir erst einen Reim darauf machen, als ich durch die Nachrichten erfuhr, dass es sich um die Menschen handelte, die Tage zuvor in Ungarn in Lager gebracht worden waren! Man hatte ja teilweise die Züge nicht mehr fahren lassen und sie in diese Lager gebracht, was sie nicht wollten, aber wozu sie gezwungen wurden. Diese Menschen wurden an dem Freitag Abend wieder rausgelassen und sie liefen natürlich sofort wieder zum Bahnhof und an die Autobahn, sie orientieren sich wohl an der Autobahn auch, um vorwärts zu kommen.

Im Laufe des Vormittags kamen ja die Nachrichten, dass Züge aus Nickelsdorf bis Salzburg, München usw. gefahren waren, es wurden viele Sonderzüge eingesetzt und Kanzlerin Merkel sagte ja an dem Tag, es könnten alle erst mal herkommen.

Flüchtlinge Wiener Westbahnhof 5. September 2015 (© Bwag/Commons)

Ich persönlich sehe das so: es gibt derzeit einen Flüchtlingsstrom aus Syrien, Irak und Afganistan, der jetzt hier bei uns in Deutschland angekommen ist und auch schon in Dänemark und Schweden. Die Grenzen und Bahnhöfe dicht zu machen ist keine Lösung. Es ist ja ein endloser Strom, der ja von hier bis zurück zum Mittelmeer zumindest reicht. Eine endlose Schlange, mir ein Rätsel, wieso die Politiker hier und woanders das nicht rechtzeitig erkannt haben wollen! Denn man hätte sich doch mehr und besser vorbereiten können und natürlich auch die Bevölkerung!

Wie gesagt, ich sehe das so: Macht man die Grenzen oder Bahnhöfe dicht, staut es sich doch dahinter! Warum sieht denn von den Verantwortlichen niemand, dass dieser Strom von verzweifelten Menschen endlos ist? Ich kann nicht glauben, dass unsere vielen Politiker da nicht auf dem Laufenden sind! Sie sperren jetzt die Grenze zu Österreich, aber wie lange und warum? Registrieren sollen sie sich lassen, ist auch gut und schön, aber diese Mengen kann man wohl nicht registrieren, ist meine Meinung. Man sieht doch, kein Stacheldraht, kein kenterndes Boot, nicht mal Menschenhändler können sie nicht stoppen. Sie haben viele kleine Kinder bei sich! Es sind nicht nur junge Männer, wie immer wieder behauptet wird auf Facebook von einigen unermüdlich Hetzenden! Die jungen Männer sind vielleicht ein wenig schneller gelaufen, als es die Familien mit den Kindern und den ja auch teils schwangeren Frauen können. Sie laufen über 3000 km!

Grenzzaun Ungarn – 27. August 2015 Quelle: Reuters via ZDF

Meine Güte, da sind Menschen auf der Flucht! Man muss meiner Meinung nach nicht überlegen, wie man sie stoppen kann, sondern, wie man ihnen helfen kann! Natürlich kann überhaupt niemand ahnen oder sagen, wie es wird, was noch kommt, wo es hinführt, aber

Tatsache ist, es ist ein Endlos-Strom, der sich hierher bewegt, den man nicht stoppen kann! Ein Endlos-Strom von Menschen in einer Länge von ca. 3000 km!

Fragen über Fragen, na klar! Was macht man, wenn sie alle hier sind, oder ja auch in Österreich und in den anderen Ländern, wieviele werden noch kommen? Das weiß wohl niemand zu beantworten. Wer sagt denn, dass sie für immer und ewig hierbleiben wollen? Niemand, absolut niemand kann derzeit solche oder ähnliche Fragen beantworten. Ich höre auch gut zu, wenn diese Menschen teilweise interviewt werden auf ihrer Flucht, denn überall sind ja die Reporter dabei, sogar eine Journalistin, die Flüchtlingen ein Bein stellt! Diese Menschen sagen doch teilweise in gutem Englisch, dass sie sich selbst versorgen können, sie wollten doch einfach nur in Ruhe gelassen und weiter wollen!

Also besinnen wir uns doch auf das, was Menschen in solch einer Situation tun sollten, helfen! Natürlich habe ich überlegt, die auf dem Rasen schlafende Frau mit ihrem Kind und Mann, der besorgt umher lief, einfach mitzunehmen! Aber es ist ja so, ich hätte mich strafbar gemacht in Ungarn zum Beispiel und damit ist auch keinem geholfen. Aber geholfen werden muss den Menschen, sie sind völlig verzweifelt doch aus ihrem Land geflohen, möchten zu essen haben, ein Dach über dem Kopf und nicht auf dem Straßenpflaster Nacht für Nacht schlafen, voller Sorgen um die Kinder und die Verwandten, von denen sie teils ja getrennt wurden.

Heute morgen sagte ein Politiker, man habe wohl den Überblick verloren! Klar, aber das wusste ich schon seit mindestens einer Woche! Natürlich kann man diesen Strom von Flüchtlingen nicht mehr kontrollieren, schon gar nicht, indem man sich ihnen in den Weg stellt und Grenzen dicht macht oder Bahnhöfe! Deshalb reißt es doch nicht ab! Sie trotzen dem Meer in himmelschreienden Booten, den Verwandten und Kindern, die sie im Meer verloren haben und unterwegs auch verlieren, sie trotzen dem Wetter und den zig-Tausenden von Kilometern und sie trotzen den höchsten Stacheldrahtzäunen! Und die Politiker sagen noch…..wir sind einfach überrollt worden und haben von nix ne Ahnung!

Denkt doch mal daran, wie schwer diese Menschen es haben, sich zu versorgen! Wo bekommen sie Wasser her für den täglichen Bedarf, wo was zu essen? Nicht überall gibt`s ja Läden in den Wäldern, auf den Feldern usw.. Das muss auch alles mitgeschleppt werden.

Und ich will euch auch noch was sagen, hört auf, diejenigen, die ständig von katastrophalen Zuständen in Zelten oder sonstwo reden! Es geht zur Zeit doch nicht anders, geht hin und informiert euch über diesen Endloswurm, der auf uns und andere Länder zurollt! Ihr, die ihr immer alles besser wißt und es anders und besser macht, dann her mit euren tollen Vorschlägen und bringt sie unter!

Wer ist unter uns oder denen, die nur hetzen und ja niemanden in „unser“ Land lassen wollen, denn ein besserer Mensch? Ein wertvollerer Mensch? Wer maßt es sich an, über flüchtende Menschen zu urteilen?  Vielleicht sollte so manch einer mal seinen Kopf einsetzen……..!

Ich weiß es auch, die Zustände sind mitunter untragbar, aber alles ist besser, als sie ihrem Schicksal einfach zu überlassen! Was will man denn machen? Grenzen zumachen sagte ich schon, geht ja gar nicht, sie sammeln sich zu Tausenden dahinter und rennen diese Grenzen am Ende auch ein. Oder will man sie in Zäune einpferchen und ihrem Schicksal überlassen…..menno menno! Und von wegen registrieren! Wie will man das machen? Ich sagte doch, Tausende sind da auf einmal, die kriegt niemand an der Grenze irgendwie registriert, das kann man ja in Ruhe tun, wenn sie in den Städten und Gemeinden sind. Ist jedenfalls meine Meinung, dass man das weder an den Grenzen noch Bahnhöfen kann, es sind doch einfach zu viele auf einmal! Alle sind doch damit überfordert, alle! Nach drei Tagen geben sie doch alle wieder auf und machen alles wieder auf! Denn, wo soll man sie sich denn noch sammeln lassen?

Mir tun jedenfalls alle Menschen auf der Welt leid, die kein Zuhause haben, nichts in den Rucksäcken von ihrem ehemaligen Leben und nicht wissen, wo sie jemals landen werden.

Und vergesst dabei auch bloß nicht, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass unsere Väter und Mütter mit kleinen Kindern, meist nur die Mütter und Frauen, auf der Flucht waren. Und meine Mutter gehörte dazu! Und wie war das noch im Jahre 1989, waren da nicht auch Tausende auf der Flucht?

Uns allen wünsche ich, dass wir niemals auf der Flucht sein müssen! Niemals unsere Füsse wund laufen müssen, bis sie bluten, niemals unsere Kinder wochenlang tragen und trösten müssen, niemals hungern müssen, niemals uns von anderen Menschen treten lassen müssen, niemals uns irgendwo registrieren lassen müssen…….:-(

Flüchtlingtreck in Ostpreußen, 1945 Quelle: Bundesarchiv

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